Abgefahren

von Sylke Rossek

oder

… ALLES außer Bewertung

Wir haben es mal wieder getan. Die Menschen verwirrt. Nicht mit Absicht. Dabei haben wir einfach nur auf unsere innere Stimme gehört. Nicht auf die von außen. "Was? Ihr?" "Ich dachte, ihr seid Ökos!" "Wart ihr nicht immer dagegen?" "Das ist doch gar nicht euer Stil!"
Ja, ja, ja und nochmals ja. Punkt.

Was passiert, wenn wir aufhören zu bewerten?
Dann haben wir plötzlich die Wahl. Wir können wählen und zwar aus einem unerschöpflichen Pool von Möglichkeiten.

Nach anspruchsvollen Wochen waren freie Tage in Sicht. Was wollten wir? Der Rahmen war schnell gemeinsam abgesteckt (ein großer Vorteil in der Partnerschaft, wenn es dabei in die gleiche Richtung geht): Ruhe, nichts tun (auch nicht kochen müssen oder gar drüber nachdenken, was es denn jeden Tag zu essen geben soll), Sonne, Meer und trotzdem ein bisschen was erleben, ohne sich groß anstrengen zu müssen.

Daraufhin wurden Wetterprognosen recherchiert, Angebote und Preise verglichen, Tipps von Familie und Freunden untersucht, an unseren kleinen Camper gedacht … und immer wieder ploppte eine bisher abgelehnte und aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht zu ziehende Idee auf, die dann inspiziert und für nicht durchführbar erklärt wurde. Und doch war die Saat gelegt.

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Fehlstart in Richtung Freiheit

von Sylke Rossek

Das Schuljahr 2021/22 begann also ohne uns. Es fühlte sich zunächst komisch an. Während wir sonst längst in der Schule waren, konnten wir nun gemütlich ausschlafen und auf der Terrasse ausgiebig frühstücken. Um seinen Eltern ein kinderfreies Wochenende zu bescheren, schnappten wir unseren damals zweieinhalb jährigen Enkel und fuhren mit ihm an den Barleber See. Unser erster Kurzurlaub mit ihm war ausgefüllt mit vielen fröhlichen und wundervollen Augenblicken, die sich in unser Herz brannten.

Meine Gedanken gingen jedoch oft in Richtung Schule. Es gelang mir einfach nicht loszulassen. Während Micha mit seinen Freunden Österreich mit dem Motorrad unsicher machte, traf ich mich mit Freundinnen und beschäftigte mich mit Dingen, die mir am Herzen lagen. Eine Weiterbildung in Warnemünde Anfang September eröffnete mir eine neue Welt, auch wenn sie sich erst bei einem weiteren Event im Oktober vollständig offenbarte. Wieder daheim konnte ich mir fast alles vorstellen, nur keine „Weltreise“. In diesen unsicheren Zeiten die Familie zurückzulassen und sich selbst in unbekannte Gefilde zu begeben, war unvorstellbar für mich. Auch wenn das für viele nicht nachvollziehbar ist, ich hatte keine Lust zu verreisen. Ich fühlte mich ausgebrannt. Über 2 Monate nach Ende des Schuljahres hatte ich mich immer noch nicht erholt oder war gar angekommen im Sabbatical. Die letzten 3 (Schul-)Jahre hatten mir zu viel Energie abverlangt. Aber dazu gern später …

Micha kam aus Österreich zurück, sah das Häufchen Elend und zwang es, Sachen zu packen. Er setzte mich auf den Beifahrersitz und fuhr los Richtung Süden. So weit, bis wir die Berge zwar wegen der Dunkelheit nicht sahen, aber spürten. Die Sonne weckte uns nicht nur am nächsten Morgen, sondern zusammen mit dem Bad im Chiemsee auch meine Lebensgeister. Als hätte ich beim Baden im See eine Schicht voller Druck und Sorgen abgespült und sie in der Sonne mit neuer Energie ersetzt, fuhr ich schon deutlich entspannter und erwartungsfroher neben meinem Mann in Richtung Österreich. Eine Freundin hatte öfter vom Weißensee in Kärnten geschwärmt, so dass wir dort für eine Nacht Zwischenstation auf dem Weg nach Kroatien machen wollten. Wir blieben 4 Nächte. Der höchstgelegene Badesee der Alpen mit seinem unfassbaren Blau, dass man nur von Bildern aus der Karibik kennt, faszinierte uns. Wir erkundeten ihn per Fahrrad, zu Fuß, im und auf dem Wasser. Sonnige, warme Septembertage, die mir halfen aufzutanken. Auch wenn es in Österreich fast überall schön ist, dieser Ort war es besonders.

Nicht zuletzt, weil es abends mit der Verabschiedung der Sonne hinter den Bergen bereits um 18 Uhr sehr frisch wurde, fuhren wir schließlich weiter in Richtung Süden. Über Italien und Slowenien erreichten wir, ausschließlich die Landstraße nutzend, unseren Campingplatz nördlich von Rovinj auf der Halbinsel Istrien. Endlich waren wir in Kroatien! … oder was die meisten, uns eingeschlossen, für Kroatien halten. Auch wir kannten bisher nur die Gegend um Rovinj, was uns ja schließlich auch bewog, zuerst dorthin zu fahren. Nicht besonders mutig und entdeckerfreudig!

Tatsächlich war ursprünglich mein Plan, anfangs ein paar Tage an einem Ort zu bleiben, um noch weiter aufzutanken und anzukommen. Was liegt da näher, einen Ort zu nehmen, den man bereits kennt?

Mit dem Blick auf das Meer in den Tag hineinzuleben, nichts tun zu müssen, einfach nur da zu sein, war für die ersten Tage völlig ausreichend und erholsam. Obwohl mensch beim Nichtstun nie weiß, wann er bzw. sie damit fertig ist, meldete sich immer häufiger eine kleine Stimme in mir, die auch etwas erleben wollte. Eine Nachricht eines Freundes gab schließlich die Richtung vor: „Je südlicher ihr kommt, umso schöner wird Kroatien!“

Wir packten unsere Siebensachen und begaben uns neugierig auf die Reise …

Wir haben es getan

von Sylke Rossek


... und es war einfach nur das Beste, was wir tun konnten.

Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei. Dazu kommen noch unverschämt viele Ferien. Trotzdem hängen sie fest - in einer Struktur, in einem zeitlichen Konstrukt, im Hamsterrad. Was aber machen nun Herr Lehrer, wenn er in seinem zeitlich begrenzten Erdendasein einmal in Nepal und nicht gerade zur Regenzeit wandern oder Frau Lehrerin, wenn sie endlich Bruder und Familie entspannt in Neuseeland besuchen wollen?
Sie steigen aus. Für ein halbes Jahr. „Wie ist das möglich, dass so etwas bewilligt wird? Ich denke, wir haben Lehrermangel!?“ fragen überraschte Bekannte aus der freien Wirtschaft. Die Frage stellt sich für uns nicht. Es war möglich. Für uns. Und wer weiß, für wen es noch alles möglich wäre. Aber das kann jeder nur erfahren, wenn er fragt und bereit ist, sich auf die Spielregeln einzulassen.

Heute ist nun der letzte Tag dieser Auszeit. 32 freie Wochen liegen hinter uns. Was für eine unfassbare schöne und wertvolle Zeit, auch ohne Weltreise. „Was ihr wart gar nicht weg?“ Doch, schon. Wir haben lediglich unsere Pläne den Bedingungen angepasst. Alles war nicht möglich, aber doch vieles. Ursprünglich war der Atlantik unser Ziel. Unser Bauchgefühl ließ uns aber in Richtung Südoste

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ICH - 48!?

von Sylke Rossek

ICH - 48!?


Überraschenderweise bin ich am Sonntag wieder ein Jahr älter geworden. Anstatt der geliebten 7 steht da jetzt eine 8 hinter der 4. Also 48. Diese Zahl steht entsprechend der Zahlendeutung nach Dan Millman (Die Lebenszahl als Lebensweg) für „aus der alten Struktur heraus entsteht eine neue Qualität“. Na endlich! Mehr als 2 Jahre habe ich darauf hingearbeitet.

Nach meiner konsequenten und vielleicht (wage)mutigen Entscheidung vor genau zwei Jahren, die Schule zu verlassen, war ich in ein tiefes Loch gestürzt mit Panikattacken und schweren depressiven Phasen. Was folgte, war harte Arbeit in vielen Bereichen oder besser gesagt auf vielen Ebenen meines Seins. Stück für Stück habe ich aus dem Keller ans Licht befördert, angeschaut, verändert, losgelassen. Symptomatisch für das Auf und Ab in dieser Zeit und gleichzeitig auch Höhepunkt war die tolle Zeit in Neuseeland mit dem anschließenden Absturz bei der "Landung" daheim. Ich durfte mich neu zusammensetzen und bin heute unglaublich froh, diese Zeit lebend überstanden zu haben. Bezüglich meiner Familie und meiner kürzlich verstorbenen Freundin fällt es mir schwer, das zuzugeben - aber alles andere entspräche nicht der Wahrheit. Alle, die selbst an Depressionen leiden oder litten, wissen wovon ich spreche. Ich bin dankbar dafür, das erfahren zu haben. Es ist für meine Arbeit von unschätzbarem Wert.

"Wenn du eine Hand suchst, die dich aus dem Sumpf zieht,...

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Ela

von Sylke Rossek

Zum Tod von Ela Popela Wagner



Ich sitze an meinem Lieblingsplatz in Brandenburg an der Havel und lasse den Tränen freien Lauf.

SIE IST NICHT MEHR DA.

Ein Spatz sitzt neben mir und schaut mich frech an. Ist sie das vielleicht?

Ständig fallen mir Situationen mit ihr ein: damals in Golzow an der Realschule - ich war ihre Sport- und Geschichtslehrerin. Interessanter als Geschichte fand sie alles, was um sie herum passierte.

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10 Jahre Nordic Walking

von Sylke Rossek

"Alles wirkliche Leben ist Begegnung" oder "Folge deinem Herzen"

10 Jahre Nordic Walking! Aus der Not geboren - habe ich vor einer Woche auf Facebook gepostet. Eine ziemliche Übertreibung. Welche Not!? Micha und ich sind vor über 10 Jahren beide als Lehrer von 100 % Arbeit und Verdienst auf 66 % runtergestuft worden, als sogenannte Zwei-Drittel-Beamte. Unsere "Not" war damals, unseren gewohnten Lebensstandard mit 3 Kindern nicht mehr finanzieren zu können. Eine Notlösung musste her.

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Rückkehr

von Sylke Rossek

Blick zurück und nach vorn

Auch wenn die Zeit, die vor einem liegt, zumal wenn man keinen Plan und kein Ziel hat, unendlich erscheint, so vergeht sie doch. Nur sie bleibt als Unendlichkeit in einem gespeichert.
Der Weg nach Hause bietet eine gute Möglichkeit, um meine Zeit in Neuseeland Revue passieren zu lassen.Sie hat eine, für mich ungewöhnliche, Struktur, die mir aber hilft, alle Erlebnisse und Erfahrungen besser zu verarbeiten ...

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10 Tage auf Coromandel Peninsula

von Sylke Rossek

Meine erste größere Etappe in Neuseeland liegt hinter mir. Zehn Tage lang konnte ich mich im Paradies nützlich machen, habe viel erlebt und gelernt und auch von der wundervollen Landschaft gesehen. Ich habe viele Dinge zum ersten Mal gemacht - Hühner und Schweine gefüttert, Grapefruits und Orangen gepflückt, einen Kauri umarmt, bin Fahrrad bzw. Auto auf der linken Straßenseite gefahren und habe im Südpazifik gebadet. Es war eine schöne Zeit und perfekt, um richtig in Neuseeland anzukommen. Hier ein paar Impressionen: