Rückkehr

Blick zurück und nach vorn

Auch wenn die Zeit, die vor einem liegt, zumal wenn man keinen Plan und kein Ziel hat, unendlich erscheint, so vergeht sie doch. Nur sie bleibt als Unendlichkeit in einem gespeichert.
Der Weg nach Hause bietet eine gute Möglichkeit, um meine Zeit in Neuseeland Revue passieren zu lassen.Sie hat eine, für mich ungewöhnliche, Struktur, die mir aber hilft, alle Erlebnisse und Erfahrungen besser zu verarbeiten ...

Ich hatte zwei "Arbeits"phasen in der Mercury Orchard auf Coromandel Peninsula unterbrochen von einem Urlaub in Rotorua zusammen mit meinem Bruder und am Ende einen Urlaub allein in Northland, in der Bay of Islands. Jede einzelne Phase war so voll mit Erlebnissen und Erfahrungen, dass es dazu Umfangreiches zu berichten gäbe bzw. gegeben hätte. Mein Plan, dass über meinen Blog zu realisieren, ist leider nicht aufgegangen, da mein Laptop sich bereits zeitig verabschiedet hat. Das gab mir aber wiederum die Möglichkeit, mich mehr mit mir zu beschäftigen und Vieles für mich zu verarbeiten.

Die allerwichtigste Erfahrung meiner Reise ist, dass ich konsequent auf mein Herz gehört habe und ich bis auf den verrückten Start in der Orchard nur Gutes erlebt bzw. erfahren habe. Und das in unglaublicher Vielzahl.
Es waren in erster Linie die Begegnungen mit anderen Menschen, die einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Egal ob aus Neuseeland, Deutschland oder aus anderen Orten der Welt. Allein die Zeit mit Jack, einem 14-jährigen australischen Jungen im Flugzeug von Auckland nach Melbourne war symptomatisch für alle Begegnungen. Immer, wenn ich offen auf die Menschen zugegangen bin, vernetzten wir uns sofort auf der Herzebene. Das Ergebnis waren immer interessante, liebevolle und inspirierende Austausche. Meine limitierten Englischkenntnisse waren da überhaupt kein Problem bzw. halfen sogar dabei.
Die Begegnungen zeigten mir, dass viele Menschen auf der ganzen Welt gleiche oder ähnliche Wünsche, Fragen und Herausforderungen haben. Und dass die Sprache des Herzens international ist.
Natürlich hat mich besonders der 'Easy way of living' der Neuseeländer beeindruckt, von dem ich gern was in Deutschland verbreiten möchte - entspannter, freundlicher, hilfsbereiter und herzlicher zu sein und miteinander umzugehen.

Auf keinen Fall will ich die Kulisse des Ganzen unterschlagen. Einfach grandios! Zudem zeitlich perfekt getimed - der Übergang vom Frühling zum Sommer. Wer wie ich das Meer liebt hat es zum nächsten Strand meistens nicht weit, egal wo er sich gerade befindet. Dazu kommt die phantastische Natur mit ihren phänomenalen Bäumen, den farbenprächtigen Pflanzen, den zum Teil betörenden Düften und den interessanten Tieren. Kiloweise Grapefruits und Orangen direkt vom Baum naschen, stundenlang den Tuis zuhören oder zusehen, außergewöhnliche Muscheln sammeln, die schönsten Strände nur für sich zu haben,... Ganz zu schweigen von dem Erlebnis, Delfine und ihre Babies sehr nah beim Schwimmen und Springen beobachten zu dürfen. Ein magischer und sehr berührender Moment, den ich ohne Kamera voll und ganz im mich aufgesogen habe.

Ich kannte bis zum Zeitpunkt der Absicht, für 5 Wochen nach Neuseeland zu fliegen, so gut wie nichts von diesem Land, außer, dass es wunderschön dort sein sollte. Ausdruck dessen war zumeist ein verklärter Blick meines Gegenübers, wenn ich von meiner Absicht erzählte, sei es, weil derjenige schon selbst da war oder schon immer mal dahin wollte. Auch die Masse an Reiseführern und Materialien, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden, halfen da nicht weiter. Die Zeit zwischen endgültiger Entscheidung mittels Buchung der Flüge und dem Abflug selbst war in der Tat ziemlich begrenzt (20 Tage) und es waren noch eine Menge anderer Dinge zu erledigen.
Allein der Blick auf die Landkarte ließ mich erstaunen, wie groß Neuseeland eigentlich war und ich verstand zumindest schon mal die Dicke der Reiseführer. Darauf und auf den Austausch mit Landeskundigen beschränkte sich dann auch schon meine gezielte Vorbereitung auf die Reise. Schließlich gab es ja noch wichtigere Aufgaben zu erfüllen - Reisepass und Kreditkarte beantragen, die dann aber leider nicht funktionierte, Flyer und Website für mein "Business" fertigstellen, Kurse geben und Coachings durchführen, Nikolaus vorbereiten, Freunde treffen und verabschieden, Volleyball spielen, Sachen vervollständigen und packen ...

Ich wusste also so gut wie nichts, was mich erwarten würde und schon gar nicht, was ich dort machen würde. Zumindest nicht konkret. Was ich wusste war, dass ich diese Zeit für mich haben wollte, ja durchaus brauchte, dass ich die Ausgaben so gering wie möglich halten wollte und dass ich das Beste aus allem machen würde.
Um diese Zeit vor mir und auch vor anderen zu legitimieren, habe ich im Vorfeld oft von Therapie gesprochen. Nur Freunde und Eingeweihte wussten bzw. wissen, dass ich in den letzten ca. anderthalb Jahren eine sehr anspruchsvolle Zeit mit vielen Ängsten, Panikattacken, körperlichen Beschwerden und verschiedenen anderen Herausforderungen durchlebt habe, der ich mit viel persönlicher Arbeit, vielfältigen Therapien, zahlreichen Gesprächen und einem Ozean voll mit Tränen erfolgreich begegnet bin. Diese Auszeit sollte meinen Heilungsprozess weiter voranbringen, wenn nicht sogar abschließen.
In der Zeit meiner Entscheidungsfindung haben Berichte von (erfolglosen) Therapien in Kliniken und Kurzentren durch Bekannte, Freunde oder Klienten mich positiv bestärkt, einen vollkommen anderen Weg bisher gegangen zu sein und ihn mit der Reise an andere Ende der Welt weiter zu gehen.

Es war das Allerbeste, was ich für mich in dieser Situation tun konnte und was ich je für mich getan habe! Es klingt ein wenig egoistisch, aber ich bin davon überzeugt, dass ich der wichtigste Mensch in meinem Leben bin, so wie jeder der wichtigste Mensch in seinem Leben sein sollte. Nur wenn ich gut für mich sorge, kann ich gut für andere da sein. Für viele in meinem Umfeld, vor allem in meiner Familie, ist das zum Glück nichts Besonderes mehr, weil sie es zunehmend selbst leben. Das ist für mich die Basis für Gesundheit und ein glückliches Leben, was ich leider auch lange Zeit ignorierte bis ich vom Leben persönlich die Quittung bekam. Aber da wir jeden Tag, zu jeder Zeit die Möglichkeit haben, neu zu entscheiden, bin ich, wie viele andere Menschen, auf einem guten Weg zu mehr Leichtigkeit, Lebendigkeit, Fröhlichkeit und Liebe im Leben, der nicht jeden über Neuseeland führen muss, aber kann. Für mich führt er auf jeden Fall wieder dort hin ...

Zunächst freue ich mich auf die Zeit daheim, auf meine Familie und meine Freunde.
Ich freue mich darauf, ganz vielen kleinen und großen Menschen zukünftig mit meinem Wissen, Können und meinen Erfahrungen beratend und helfend zur Seite zu stehen.
Und ich freue mich auf eine neue Qualität in meinem Leben!